Die prophetische Erziehung der Ṣaḥābah im Fiqh

Heute herrscht zunehmend die Auffassung, dass die Beschäftigung mit klassischem Fiqh nicht nur als nebensächlich und unbedeutend angesehen wird, sondern sogar als Ursache für die vermeintliche Stagnation der Ummah. Prediger suggerieren der Masse, dass die ersten Generationen der Muslime sich von der Offenbarung ausschließlich inspirieren ließen, während der Schwerpunkt auf Fiqh angeblich erst später als ein Produkt einer eigens entstandenen „geistlichen Klasse“ entstanden sei. Der kritische Hadithgelehrte Dr. Maulānā ʿAbd al-Ḥalīm an-Nuʿmānī1 widerlegt diese Annahme in seinem Werk “Lamaḥāt min at-Tarbiyah al-Fiqhiyyah”. Er zeigt im hier übersetzten Kapitel (uslūb an-nabī ﷺ fī tafqīh aṣ-ṣaḥābah) auf, wie der Gesandte Allahs ﷺ seine Gefährten systematisch in der Rechtslehre (fiqh) und sogar in der unabhängigen Rechtsfindung (ijtihād) unterwies und sie schrittweise dazu befähigte, selbst fundierte Urteile zu fällen.

Der Ansatz des Propheten ﷺ
zur Erziehung der Ṣaḥābah im Fiqh

Der Prophet ﷺ widmete sich mit großem Eifer der Schulung der Ṣaḥābah (Gefährten) in den Belangen der Religion und der Vermittlung von Methoden zur Ableitung rechtlicher Urteile. Dies geschah in Erfüllung der göttlichen Anweisung: „Und er lehrt sie das Buch und die Weisheit.“ (2:129) Diese Aufgabe erfüllte er ﷺ in drei Phasen:

Phase I: Die Phase der Ermutigung (marḥalat at-targhīb)

Die erste Offenbarung, die dem Propheten ﷺ zuteilwurde, kann als der erste göttliche Ansporn zum Lernen und zur Erziehung im Fiqh (tafqīh) betrachtet werden, in der es heißt: „Lies im Namen deines Herrn, der erschaffen hat.“ (96:1)

Der Prophet ﷺ ermutigte seine Gefährten, sich im Wissen über die Religion zu vertiefen (tafaqquh), und hob die Belohnung hervor, die Allāh für die Mujtahidūn (urteilsfähigen Rechtsgelehrten) bereithält. Zu den überlieferten Aussprüchen des Propheten ﷺ gehören:

  1. „Wem Allāh Gutes will, dem gewährt Er Verständnis in der Religion.“2

  2. „Wenn ein Richter ein Urteil fällt, dabei Ijtihād (methodische Mühe zur Rechtsfindung) betreibt und richtig liegt, erhält er doppelten Lohn. Wenn er sich irrt, erhält er einen Lohn.“2

  3. „Das Gleichnis dessen, womit mich Allāh entsandt hat – an Rechtleitung und Wissen – ist wie der ausgiebige Regen, der auf ein Land fällt: Ein Teil des Landes ist fruchtbar, nimmt das Wasser auf und lässt Gras und Pflanzen in Fülle wachsen. Ein anderer Teil ist hart, speichert das Wasser, sodass die Menschen davon trinken, es bewässern und pflanzen können. Ein dritter Teil ist jedoch unfruchtbar, speichert kein Wasser und lässt nichts wachsen. Dies ist das Gleichnis derjenigen, die das Wissen von mir annehmen und es weitergeben, und derjenigen, die sich davon abwenden und die göttliche Rechtleitung nicht annehmen.“2

  4. „Wie vortrefflich ist derjenige, der Verständnis in der Religion besitzt! Wenn er gebraucht wird, nützt er; und wenn er nicht gebraucht wird, genügt er sich selbst.“3

  5. Es wurde berichtet, dass der Prophet ﷺ einst zwei Versammlungen in seiner Moschee sah: Die eine Gruppe rief zu Allāh und flehte Ihn an, die andere lernte und lehrte Wissen. Der Prophet ﷺ sagte: „Beide Gruppen handeln gut, aber eine ist besser als die andere. Jene flehen zu Allāh; Er mag ihnen geben oder sie zurückhalten. Diese jedoch lernen und lehren, und ich wurde als Lehrer gesandt.“ Anschließend setzte er sich zu ihnen.4

  6. Eine weitere Überlieferung berichtet, dass der Prophet ﷺ sagte: „Die Menschen werden euch folgen, und Männer werden aus allen Teilen der Welt zu euch kommen, um Wissen in der Religion zu erwerben. Wenn sie zu euch kommen, behandelt sie gut.“5

Im ersten Hadith machte der Prophet ﷺ deutlich, dass ein Zeichen dafür, dass Allāh einem Menschen Gutes will, darin liegt, dass sich dieser mit dem Verständnis der Religion beschäftigt und sich darum bemüht, die Gebote Allāhs zu erkennen. Dies ist eine großartige frohe Botschaft für die Rechtsgelehrten (fuqahāʾ). Wäre dies die einzige Auszeichnung für die Rechtsfindung, so würde dieser Hadith allein ausreichen, um ihr Ehre und Bedeutung zu verleihen.

Im zweiten Hadith wies der Prophet ﷺ darauf hin, dass die Bemühungen eines Rechtsgelehrten in der Waagschale seiner guten Taten liegen, unabhängig davon, ob er richtig oder falsch urteilt – wobei im Falle eines richtigen Urteils eine zusätzliche Belohnung wartet.

Die dritte und vierte Überlieferung betonen, dass der Rechtsgelehrte (faqīh) derjenige ist, der sowohl von den Zeichen und Geboten Allāhs profitiert als auch andere Menschen mit seinem Wissen bereichert.

Der fünfte Hadith hebt die immense Tugend derjenigen hervor, die sich der Rechtsfindung widmen. Der Prophet ﷺ bevorzugte sie gegenüber anderen und wählte ihre Gesellschaft.

Im sechsten Hadith wird deutlich, dass der Prophet ﷺ die Fuqahāʾ liebte, ihre Gesellschaft suchte und die Menschen dazu ermutigte, sie zu ehren und zu respektieren. Dies führte dazu, dass die Gefährten verstärkt das Wissen über die Rechtsfindung erlernten und sich mit juristischen Fragen auseinandersetzten, wie es der Hadith von ʿAbdullāh ibn ʿAmr ibn al-ʿĀṣ verdeutlicht.

Dies wird auch durch eine Überlieferung des Imams Muhammad ibn al-Ḥasan gestützt, die von Ṭalḥa ibn ʿUbaydullāh (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtet wird: „Wir diskutierten über das Fleisch von Jagdwild, ob es ein Pilger im Weihezustand (iḥrām) essen könnte, während der Prophet ﷺ schlief.“ Als der Prophet ﷺ erwachte, fragte er: „Worüber streitet ihr?“ Wir sagten: „Über das Fleisch von Jagdwild, das ein Pilger isst.“ Daraufhin erlaubte er uns, es zu essen. Muhammad (ibn al-Ḥasan) kommentierte dazu: „In dieser Überlieferung sieht man, dass sie über Rechtsfragen diskutierten, was zu einer Erhöhung der Lautstärke führte, sodass der Prophet ﷺ davon erwachte, ohne sie dafür zu tadeln.“6

Ein weiteres Beispiel für die Fürsorge des Propheten ﷺ für die Bildung war seine Entscheidung, die Freilassung der Gefangenen von Badr an die Bedingung zu knüpfen, dass jeder von ihnen zehn muslimische Kinder im Schreiben unterrichtet. Dies geschah, obwohl die Muslime zu jener Zeit in extremer Armut und Not lebten. Und das ist beispiellos in der Geschichte der Völker.

Phase II: Die Phase der Unterweisung und Vertiefung des Verständnisses (marḥalat at-taʿlīm wa’t-tafaqquh)

Die Ausbildung und Rechtsfindung der Gefährten begann mit dem Beginn des Islams. Hierfür wurde ein besonderer Ort in Makkah ausgewählt: das Haus von al-Arqam. Dort lehrte der Prophet ﷺ seine Gefährten die Offenbarungen und vermittelte ihnen deren rechtlichen Aspekte.

Ein Beispiel hierfür zeigt sich in der Geschichte der Konversion von ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb (möge Allāh mit ihm zufrieden sein). Als er seine Schwester bat, ihm den Muṣḥaf zu überreichen, sagte sie: „Du bist unrein, und den Muṣḥaf dürfen nur die Reinen berühren. Steh auf, vollziehe die rituelle Waschung oder reinige dich durch ein Bad.“7 Dies belegt, dass sie bereits ein Verständnis für die Themen der rituellen Reinheit und den Umgang mit dem Muṣḥaf entwickelt hatte, obwohl der Islam damals noch in seinen Anfängen stand.

Nach der Hijrah (Auswanderung) nach Madīnah wurde in der Ṣuffah, einer speziellen Abteilung der Prophetenmoschee, die erste Schule für das Erlernen des Fiqh gegründet. Sie diente als Unterkunft für Reisende und als Zufluchtsort für bedürftige Muslime. So pflegte er, der Friede und Segen seien auf ihm, sich mit seinen Gefährten in der Moschee zu versammeln, ihnen den Qurʾān vorzutragen und dessen Erlaubtes und Verbotenes zu erläutern. Die Gefährten beobachteten seine Handlungen – wie er betete, fastete, stand und saß – und ließen nichts davon unbeachtet, sondern verinnerlichten es mit Präzision, verstanden es tief und setzten es in die Tat um.

  1. Anas (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtet: „Eines Tages kam Abū Ṭalḥa herein und sah den Propheten ﷺ, wie er die Gefährten der Ṣuffah den Qurʾān verlas. Der Prophet stützte sich dabei auf einen Stein, um sich wegen des Hungers aufzurichten. Ihre Beschäftigung war das Verständnis des Buches Allāhs und dessen Studium.“8

  2. Ibn Masʿūd (möge Allāh mit ihm zufrieden sein), der auch zu der Schar gehörte, die bei der Ṣuffah lernten, sagt außerdem: „Wir lernten jeweils zehn Verse des Qurʾān vom Propheten ﷺ und gingen erst dann zu den danach offenbarten zehn Versen über, nachdem wir deren Inhalte vollständig verstanden hatten.“7

  3. Laut einer Überlieferung von Ibn Saʿd war ʿAbdullāh ibn al-Ashajj, der Anführer der Delegation von ʿAbd al-Qays, jemand, der den Propheten ﷺ gezielt nach Wissen über den Fiqh und den Qurʾān fragte.9

Imām aḏ-Ḏahabī berichtet von der Delegation von Thaqīf: „Sie besuchten den Propheten ﷺ jeden Morgen, während sie ʿUthmān ibn Abī al-ʿĀṣ bei ihrer Habe hinterließen. Nach ihrer Rückkehr ging nun ʿUthmān zum Propheten ﷺ, um ihn nach der Religion zu fragen und den Qurʾān zu rezitieren, bis er ein umfassendes Verständnis erlangte. Wenn er den Propheten ﷺ ruhend vorfand, wandte er sich an Abū Bakr.“10

Das Hauptziel der Ṣuffah war die Vertiefung des Verständnisses im Glauben (tafaqquh), und ihre Bewohner widmeten sich ausschließlich dem Erlernen der Religion. Man könnte die Ṣuffah als die erste Hochschule für islamische Wissenschaften betrachten. Zu den Absolventen gehörten bedeutende Gelehrte unter den Ṣaḥābah, einschließlich der rechtgeleiteten Kalifen und anderer. Tatsächlich gehörten Persönlichkeiten wie Ibn Masʿūd, Abū d-Dardāʾ und Ibn ʿUmar vor seiner Heirat – möge Allāh mit ihnen zufrieden sein – zu den Bewohnern der Ṣuffa. Sie verbrachten dort ihre gesamte Zeit. Die Bildung und das Streben nach juristischer Kenntnis beschränkte sich jedoch nicht nur auf die männlichen Gefährten, sondern auch die Frauen spielten eine bedeutende Rolle, wie al-Bukhārī in seinem Ṣaḥīḥ anmerkt: „Wahrlich, die Frauen der Anṣār sind vortrefflich, denn der Scham hielt sie nicht davon ab, tiefes Wissen über die Religion zu erlangen (yatafaqqahna).“2

Phase III: Die Phase der Übung und Analyse (marḥalat at-tamrīn wa’t-taḥqīq)

In dieser Phase lehrte der Prophet ﷺ die Ṣaḥābah, wie sie Analogien erkennen und diese anwenden können, um rechtliche Urteile aus den überlieferten Texten abzuleiten. Ziel war es, Urteile über neue Erscheinungen zu finden, für die keine spezifischen Texte vorlagen.

Einige Beispiele dafür:

  1. Ein Mann kam zum Propheten ﷺ und sagte: „Meine Mutter hatte gelobt, die Ḥajj zu verrichten, doch sie verstarb. (Was soll ich tun?)“ Der Prophet ﷺ fragte: „Wenn sie Schulden hätte, würdest du sie begleichen?“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Daraufhin sagte der Prophet ﷺ: „Dann begleicht auch die Schuld gegenüber Allāh, denn sie ist es noch mehr wert, beglichen zu werden.“2

  2. ʿUmar ibn al-Khaṭṭāb (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtete, dass er den Propheten ﷺ fragte: „Ich habe heute etwas Schlimmes getan: Ich habe während des Fastens geküsst. (Was soll ich tun?)“ Der Prophet ﷺ entgegnete: „Was denkst du? Würde das Spülen deines Mundes mit Wasser dein Fasten brechen?“11

  3. Abū Dharr (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet ﷺ sagte: „Der Geschlechtsverkehr mit deiner Ehefrau ist eine Wohltätigkeit.“ Die Gefährten fragten: „O Gesandter Allāhs, wie kann es eine Wohltätigkeit sein, wenn man seiner Lust nachgeht?“ Der Prophet ﷺ erklärte: „Wäre es nicht eine Sünde, wenn er diese Lust auf von Allāh verbotene Weise ausleben würde?“ Die Gefährten stimmten zu, worauf der Prophet ﷺ sagte: „Ebenso ist es eine Wohltätigkeit, wenn er sie auf von Allāh erlaubte Weise auslebt.“12

  4. Ein Mann kam zum Propheten ﷺ und berichtete: „Mir wurde ein Kind mit dunkler Hautfarbe geboren.“ Der Prophet ﷺ fragte: „Hast du Kamele?“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Der Prophet ﷺ fragte weiter: „Welche Farbe haben sie?“ Der Mann sagte: „Rotbraun.“ Der Prophet ﷺ fragte: „Gibt es unter ihnen ein graues Kamel?“ Der Mann antwortete: „Ja.“ Der Prophet ﷺ sagte: „Woher kommt diese Farbe?“ Der Mann sagte: „Vielleicht von einem bestimmten Vorfahren.“ Der Prophet ﷺ schloss daraus: „Vielleicht ist es dasselbe mit deinem Kind.“2

Diese Beispiele belegen den wissensbasierten Ansatz, mit dem der Prophet ﷺ die Gefährten erzog und ihnen beibrachte, neue Urteile aus vergleichbaren Präzedenzfällen abzuleiten und die Vernunft gezielt einzusetzen, um ein Urteil zu erschließen.

Diese Bemühungen des Propheten ﷺ führten dazu, dass unter den Gefährten eine verständige Gruppe heranwuchs, die in der Lage war, verborgene Bedeutungen zu erkennen. Sie begriffen, dass den Worten Bedeutungen innewohnten, die über ihren offensichtlichen Sinn hinausgingen und dass man diese nur durch Nachdenken und den vernunftgemäßen Einsatz des eigenen Urteils erreichen konnte – gemäß der Methode, die sie von ihrem Meister und Lehrer ﷺ gelernt hatten. So verbreiteten sich Scharfsinnigkeit (taʿaqqul) und tiefes Verständnis (tafaqquh) unter den Gefährten bereits in der Zeit des Propheten ﷺ.

Wenn wir uns die Hadithe und Berichte genauer ansehen, finden wir zahlreiche Belege dafür, wie die Gefährten in jener erhellenden Zeit die Vernunft einsetzten, um die Bedeutungen der Texte zu erfassen. Da der Umfang der Abhandlung keine ausführliche Darlegung erlaubt, begnügen wir uns hier mit der Darlegung einiger weniger Beispiele, um das Gesagte zu verdeutlichen.

  1. Der Prophet ﷺ sagte am Tag von al-Aḥzāb: „Keiner von euch soll das ʿAṣr-Gebet verrichten, außer bei Banū Qurayẓah.“ Einige von ihnen erreichten jedoch die Zeit für das ʿAsr-Gebet auf dem Weg dorthin. Einige sagten: „Wir beten nicht, bis wir [die Siedlung der Banū Quraiẓah] erreichen.“ Andere sagten: „Doch, wir beten jetzt, da dies nicht gemeint war [wörtlich zu verstehen].“ Als dies dem Propheten ﷺ berichtet wurde, tadelte er keine der beiden Gruppen.2

  2. Zwei Männer verrichteten den Tayammum (Ersatzreinigung mit Erde) und beteten. Später fanden sie in der Gebetszeit Wasser. Einer von ihnen wiederholte das Gebet, während der andere es nicht wiederholte. Der Prophet ﷺ sagte zu dem, der es nicht wiederholte: „Du hast die Sunna befolgt, und dein Gebet ist gültig.“ Zu dem anderen sagte er: „Du erhältst doppelten Lohn.“11

  3. ʿAmr ibn al-ʿĀṣ (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtete, dass er während der Schlacht von Dhāt al-Salāsil in einer kalten Nacht einen Samenerguss hatte und fürchtete, dass er sterben würde, wenn er duschen würde. Daher führte er den Tayammum durch und betete anschließend seinen Gefährten das Morgengebet vor. Dies wurde dem Propheten ﷺ berichtet, und er fragte ihn: „‘Amr, hast du deinen Gefährten das Gebet geleitet, während du im Zustand der Unreinheit warst?“ Er erklärte ihm, warum er auf die Ganzkörperwaschung (ghusl) verzichtet hatte, und sagte: „Ich habe gehört, wie Allāh der Erhabene sagte: ‚Und tötet euch nicht selbst. Wahrlich, Allāh ist barmherzig zu euch.‘“ Daraufhin lachte der Gesandte Allāhs ﷺ und sagte nichts dazu.11

Diese Beispiele zeigen, dass die Nutzung der Vernunft zur Auslegung der Rechtsurteile und die eigenständige Anwendung von Ijtihād, um den Sinn der Texte zu erschließen, eine gängige Praxis zur Zeit des Propheten ﷺ war. Die Gefährten bemühten sich um Ijtihād in Angelegenheiten, für die sie keine ausdrücklichen Texte fanden, während sie vom Propheten ﷺ abwesend waren, und handelten entsprechend den Ergebnissen ihres Ijtihād, ohne dabei nachzulassen. Wenn sich ihnen später die Gelegenheit bot, legten sie ihre Schlussfolgerungen dem Propheten ﷺ vor, der entweder ihre Ansicht bestätigte oder ihren Fehler aufzeigte. Es ist jedoch nicht überliefert, dass der Prophet ﷺ jemanden streng tadelte oder zurechtwies, weil er dabei seinen Verstand einsetzte. Vielmehr lächelte er manchmal oder lachte, was als Zustimmung zu ihrem Vorgehen verstanden werden kann.

So findet sich auch das Beispiel von Muʿādh ibn Jabal (möge Allāh mit ihm zufrieden sein), dem gelehrtesten der Ummah in Bezug auf Erlaubtes und Verbotenes. Als er zur Moschee kam, stellte er fest, dass der Prophet ﷺ ihm im Gebet vorausgegangen war. Obwohl die Praxis darin bestand, das Versäumte zuerst nachzuholen, ließ Muʿādh das Nachholen hinter dem Propheten ﷺ aufgrund seines Ijtihād und verschob es auf die Zeit nach dem Salam. Der Prophet ﷺ tadelte ihn nicht, sondern billigte dies und machte es zur Sunnah für andere.

Al-Qāḍī ʿIyāḍ kommentierte den Hadith über den Meinungsunterschied der Gefährten bei den Banū Qurayẓah, indem er sagte: „Darin liegt der Hinweis, dass es in den Nebenfragen keinen Vorwurf gibt und dass kein Mujtahid Tadel verdient, wenn er seinem Urteil folgt.“13

Imām an-Nawawī sagte: „Darin liegt der Beweis, dass der Mujtahid nicht getadelt wird, wenn er nach seinem Ijtihad handelt, solange er dabei sein Möglichstes getan hat.“14

Es gibt sogar Überlieferungen, die belegen, dass der Prophet ﷺ das Unterlassen des Einsatzes dieser großen Fähigkeit – der Vernunft als Mittel zur Erkenntnis – tadelte und diejenigen zurechtwies, die weder ihren Verstand (ʿaql) noch ihre Meinungsbildung (raʾi) gebrauchten, noch intensiv nachdachten, um ein Urteil zu finden. So wurde von Jābir (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass er sagte: „Wir waren auf einer Reise, und ein Mann von uns wurde von einem Stein am Kopf verletzt, sodass er eine Platzwunde erlitt. Danach hatte er einen Samenerguss. Er fragte seine Gefährten: ‚Findet ihr eine Erlaubnis für mich, den Tayammum durchzuführen?‘ Sie sagten: ‚Wir sehen für dich keine Erlaubnis, da du ja in der Lage bist, Wasser zu verwenden.‘ Daraufhin duschte er und starb.

Als wir zum Propheten ﷺ zurückkehrten, wurde ihm dies berichtet, und er sagte: ‚Sie haben ihn getötet, möge Allāh sie vernichten! Warum haben sie nicht gefragt, wenn sie es nicht wussten? Denn die Heilung des Unwissens ist das Fragen.‘“11

Ebenso wird von Abū d-Dardāʾ (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass er sagte: „Wir waren mit dem Propheten ﷺ zusammen, als er seinen Blick zum Himmel richtete und sagte: ‚Dies ist die Zeit, in der das Wissen den Menschen entrissen wird, bis sie nichts mehr davon finden können.‘ Da sagte Ziyād ibn Labīd al-Anṣārī: ‚Wie kann uns das Wissen entrissen werden, wo wir doch den Qurʾān gelesen haben? Bei Allāh, wir werden ihn unseren Frauen und Kindern lehren.‘ Der Prophet ﷺ antwortete: ‚Wehe dir, o Ziyād! Ich hielt dich für einen der Gelehrten von Madīnah. Ist nicht die Tora und das Evangelium bei den Juden und Christen? Was nützt ihnen das?‘“5

Aus diesen Überlieferungen werden zwei Punkte deutlich:

1. Die strenge Ermahnung und die Drohung des Propheten der Barmherzigkeit ﷺ gegenüber denen, die ihren Verstand nicht einsetzen, um den beabsichtigten Sinn zu erkennen.

2. Der Begriff Fuqahāʾ (Rechtsgelehrte) wurde bereits vom Propheten ﷺ selbst für diejenigen verwendet, die in der Lage waren, die Bedeutung der Texte zu verstehen und Urteile abzuleiten. Es handelt sich also nicht um eine neuzeitliche Bezeichnung aus späteren Jahrhunderten. Auch in den Aussagen der Gefährten finden wir Hinweise darauf, dass sie die verständigen und urteilsfähigen Menschen als Fuqahāʾ bezeichneten.

So ist beispielsweise im Hadith über den Arbeiter überliefert, dass Abū Hurayra und Zayd ibn Thābit sagten: „Wir waren beim Propheten ﷺ, als ein Mann aufstand und sagte: ‚Ich beschwöre dich bei Allāh, richte zwischen uns nach dem Buch Allāhs.‘ Da stand sein Kontrahent auf – der verständiger war als er (afqahu minhu) – und sagte: ‚Richte zwischen uns nach dem Buch Allāhs und erlaube mir zu sprechen.‘“2

Phase IV: Die Phase der praktischen Anwendung (marḥalat at-taṭbīq al-ʿamalī)

Indem der Prophet ﷺ die Gefährten in seiner Gegenwart und unter seiner Aufsicht über Angelegenheiten urteilen ließ, bot er ihnen praktische Erfahrung, damit sie tiefes Verständnis erlangen konnten. Gleichzeitig konnte er ﷺ auf diese Weise feststellen, wie gut sie die Werkzeuge der Rechtsfindung und des Ijtihād beherrschten.

Was darauf hinweist:

  1. Der Hadith von ʿAmr ibn al-ʿĀṣ (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Zwei Männer kamen mit einem Streitfall zum Gesandten Allāhs ﷺ. Er sagte zu mir: „Richte zwischen diesen beiden.“ Ich sagte: „O Gesandter Allāhs, soll ich zwischen ihnen urteilen, obwohl du anwesend bist?“ Er antwortete: „Ja, denn wenn du Ijtihād betreibst und das Richtige triffst, bekommst du zehn gute Taten, und wenn du einen Fehler machst, erhältst du eine gute Tat.“12

  2. Die Ernennung von Saʿd ibn Muʿādh (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) als Schiedsrichter im Fall der Banū Qurayẓa: Der Gesandte Allāhs ﷺ sagte zu ihm: „Rate mir in Bezug auf diese Leute.“ Saʿd sagte: „Ich weiß, dass Allāh dir in Bezug auf sie einen Befehl gegeben hat, den du ausführen wirst.“ Der Prophet ﷺ entgegnete: „Ja, aber sprich deine Meinung aus.“ Saʿd sagte: „Wenn ich über sie entscheiden sollte, würde ich die Kämpfer töten und ihre Frauen und Kinder versklaven.“ Der Prophet ﷺ antwortete: „Bei dem, in dessen Hand meine Seele ist, du hast in Bezug auf sie das Urteil Allāhs ausgesprochen.“15 In einer Überlieferung bei Muslim heißt es: „Du hast über sie nach dem Urteil Allāhs entschieden.“16

  3. Die Beauftragung der Gefährten mit dem Unterrichten (tadrīs): ʿUbāda ibn aṣ-Ṣāmit (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) berichtete: „Ich unterrichtete einige Leute aus den Bewohnern der Ṣuffah in der Schrift und im Qurʾān. Einer von ihnen schenkte mir einen Bogen.“11

Einige Gefährten nahmen schon zu Lebzeiten des Propheten ﷺ die Aufgabe der Fatwā (Rechtsauskunft) wahr. Ibn Saʿd widmete diesem Thema ein Kapitel, in dem er diejenigen erwähnte, die zu Lebzeiten des Propheten ﷺ Fatwā erteilten:

  1. Er überlieferte von al-Qāsim ibn Muḥammad: „Abū Bakr, ʿUmar, ʿUthmān und ʿAlī erteilten zu Lebzeiten des Gesandten Allāhs ﷺ Fatwā.“9

  2. Ebenso überliefert ʿAbd Allāh ibn Dīnār al-Aslamī von seinem Vater: „ʿAbd ar-Raḥmān ibn ʿAwf war einer derjenigen, die zu Lebzeiten des Propheten ﷺ Fatwā erteilten.“9

  3. Kaʿb ibn Mālik sagte: „Muʿādh ibn Jabal (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) erteilte während des Lebens des Gesandten Allāhs ﷺ in Madīnah Fatwā.“9

Darüber hinaus verpflichtete der Prophet ﷺ jeden, der sich im Bereich der Religion auskannte, dazu, andere zu unterweisen, sie zu belehren und ihr Wissen zu vermitteln. Gleichzeitig warnte er davor, dieser Pflicht nicht nachzukommen. Ebenso verpflichtete er diejenigen, die nicht über die nötige Kenntnis verfügten, sich an die Rechtsgelehrten zu wenden, um Wissen und Verständnis zu erlangen.

Ibn ʿAsākir überlieferte eine Predigt des Gesandten Allāhs ﷺ, in der er sagte:

„Was ist mit Leuten, die ihre Nachbarn nicht belehren, ihnen keine Rechtsfragen erklären, sie nicht unterweisen, ihnen nichts gebieten und nichts verbieten? Und was ist mit Leuten, die von ihren Nachbarn nichts lernen, sich kein Wissen aneignen und nicht verstehen? Bei dem, in dessen Hand meine Seele liegt, entweder werdet ihr eure Nachbarn unterrichten, sie belehren, ihnen Ratschläge erteilen, sie anweisen und sie vor Schlechtem warnen – und entweder werden diese von ihren Nachbarn lernen, Verständnis entwickeln und sich belehren lassen – oder ich werde sie mit Strafe im Diesseits bestrafen.“17

Phase V: Die Phase der Umsetzung und Delegation (marḥalat at-tanfīdh wa-at-tafwīḍ)

Der Prophet ﷺ widmete sich intensiv der Ausbildung der Ṣaḥābah, bis viele von ihnen herausragende Experten im Fiqh wurden. Angesichts des dringenden Bedarfs an rechtlichem Verständnis und seiner Bedeutung ermutigte er sie dazu, ihren Verstand während seiner Lebenszeit zu gebrauchen und entsandte sie in andere Gebiete, um die Menschen dort in der Religion zu unterrichten.

  1. Muṣʿab ibn ʿUmayr (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Der Prophet ﷺ entsandte ihn nach Madīnah, noch bevor die islamische Regierung gegründet wurde – während des ersten Abkommen von ʿAqaba vor der Auswanderung. Ibn Isḥāq berichtet: „Als die Leute vom Propheten ﷺ zurückkehrten, entsandte er Muṣʿab ibn ʿUmayr mit ihnen und befahl ihm, ihnen den Qurʾān zu lehren, sie in den Islam einzuführen und sie im Glauben zu unterrichten (yufaqqihuhum). Daher wurde Muṣʿab in Madīnah als „der Qurʾān-Lehrer“ bezeichnet.“18

  2. ʿAlī (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Er berichtete: „Der Prophet ﷺ entsandte mich nach Jemen. Ich sagte: ‚O Gesandter Allāhs! Du entsendest mich zu einem Volk von älteren Menschen mit Erfahrung, und ich fürchte, dass ich nicht erfolgreich sein werde.‘ Er sagte: ‚Allāh wird deine Zunge festigen und dein Herz rechtleiten.‘“19

  3. Muʿādh ibn Jabal (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Ibn Saʿd berichtet, dass der Prophet ﷺ Muʿādh in Makkah zurückließ, als er sich auf den Weg nach Ḥunayn machte, damit er die Bewohner Makkahs in religiösen Angelegenheiten unterrichte und ihnen den Qurʾān lehre.20

  4. ʿUthmān ibn Abī l-ʿĀṣ (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Als der Stamm von Thaqīf den Islam annahm, setzte der Prophet ﷺ ʿUthmān, einen der Jüngsten unter ihnen, als Führer ein, da er am eifrigsten darauf bedacht war, die Religion zu verstehen und den Qurʾān zu lernen. Abū Bakr sagte daraufhin: „O Gesandter Allāhs! Ich habe beobachtet, dass dieser junge Mann unter ihnen am meisten darauf bedacht ist, den Islam zu verstehen (tafaqquh) und den Qurʾān zu lernen.“21

  5. ʿAmr ibn Ḥaẓm (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Als der Stamm von Banū l-Ḥārith zum Islam übertrat, entsandte der Prophet ﷺ ʿAmr zu ihnen, um sie in der Religion zu unterrichten, die Sunnah und die Grundlagen des Islam zu lehren. Er übergab ihm zudem ein Schriftstück, in dem stand, dass er die Menschen zum Guten ermutigen, ihnen den Qurʾān beibringen und sie in religiösen Angelegenheiten unterweisen solle. Auch sollte er die Menschen anziehen, bis sie die Religion verstanden, und ihnen die Regeln der Ḥajj sowie die Pflichten und Gebote Allāhs erläutern.18

  6. Muʿādh ibn Jabal (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) und seine Entsendung nach Jemen: Der Prophet ﷺ fragte ihn: „Wie wirst du richten, wenn dir ein Fall vorgelegt wird?“ Er antwortete: „Ich werde gemäß dem Buch Allāhs richten.“ Der Prophet ﷺ fragte weiter: „Und wenn du darin nichts findest?“ Er sagte: „Dann werde ich gemäß der Sunna des Gesandten Allāhs urteilen.“ Der Prophet fragte erneut: „Und wenn du auch darin nichts findest?“ Muʿādh sagte: „Dann werde ich mein eigenes Urteil auf Grundlage meines Verständnisses fällen und mein Bestes geben.“ Der Prophet ﷺ klopfte ihm auf die Brust und sagte: „Alles Lob gebührt Allāh, der den Gesandten des Gesandten Allāhs zu dem befähigte, was den Gesandten Allāhs erfreut.“22

  7. Abū Mūsā al-Ashʿarī (möge Allāh mit ihm zufrieden sein): Der Prophet ﷺ entsandte ihn ebenfalls nach Jemen. Adh-Dhahabī berichtet in seinem Werk at-Taḏkirah, dass der Prophet ﷺ ihn zusammen mit Muʿādh als Vertreter nach Jemen sandte.23

Diese Gefährten gehörten zu jenen, die im Verständnis der Religion herausragten und in ihrer Erziehung erfolgreich waren. Der Prophet ﷺ war mit ihnen zufrieden und erfreute sich an ihrem Fortschritt. Als er beispielsweise Muʿādh (möge Allāh mit ihm zufrieden sein) auf die Probe stellte und fragte, wie er vorgehen würde, wenn er keinen klaren Text als Grundlage fände, antwortete Muʿādh: „Ich werde mein eigenes Urteil nach bestem Wissen und Gewissen fällen.“ Da erstrahlte das Gesicht des Propheten ﷺ vor Freude und leuchtete in Glück und Zufriedenheit, während er Allāh für den Erfolg von Muʿādh im Lernen und für das Niveau der Rechtsfindung, das sie erreicht hatten, dankte.

So erfüllte der Gesandte Allāhs ﷺ die Botschaft seines Herrn in ihrer Gänze, trug die ihm anvertraute Verantwortung vollständig und führte seine Gefährten auf den geraden Weg des Ijtihād. Er trat in die Barmherzigkeit seines Herrn ein, vollkommen beruhigt und ohne die Sorge, dass die Religion verloren gehen könnte oder seine Gemeinschaft nicht in der Lage wäre, ihre Last zu tragen. Denn er hinterließ sie als fähige Rechtsgelehrte, die sich mit den Prinzipien des Rechts auskannten, die Analogien verstanden und in der Lage waren, Urteile aus den Grundlagen der Sharīʿah abzuleiten, falls neue Ereignisse auftreten sollten, die zuvor nicht vorgekommen waren.

[Auszug aus “Lamaḥāt min at-Tarbiyah al-Fiqhiyyah” von Maulānā ʿAbd al-Ḥalīm an-Nuʿmānī, möge Allāh ihm gnädig sein]

  1. Dr. Maulānā Muhammad ʿAbd al-Ḥalīm al-Nuʿmānī (liebevoll auch als Chishtī Ṣāḥib bekannt) war ein bedeutender islamischer Gelehrter, Hadithwissenschaftler (Muḥaddith) und Rechtsgelehrter (Faqīh). Geboren in Jaipur, Indien, vor der Teilung von Indien und Pakistan (1947), entstammte er einer angesehenen Familie von Gelehrten. Sein älterer Bruder, Mawlānā ʿAbd al-Rashīd Nuʿmānī (rahimahullāh), galt als einer der führenden Muḥaddithīn seiner Zeit.

    Sein akademischer Weg begann an der Dār al-ʿUlūm Deoband, wo er unter der Leitung des renommierten Gelehrten Ḥusayn Aḥmad Madanī (rahimahullāh) studierte. Diese prägenden Jahre verbanden ihn nicht nur mit der spirituellen Silsila des Chishtī-Ordens, sondern führten ihn auch zur Erlangung einer der höchsten und angesehensten Asānīd (Überlieferungsketten) in der Ḥadīth-Wissenschaft. Seine Sanad machte ihn zu einem weltweit geschätzten Gelehrten in diesem Bereich.

    Nach der Teilung Pakistans begann er seine Karriere in der Archivverwaltung der pakistanischen Regierung und widmete sich der Bewahrung historischer Texte. Parallel dazu verfasste er seine Dissertation in Bibliothekswissenschaften über die Bibliotheken der ʿAbbāsiden und wurde schließlich Direktor der Universitätsbibliothek in Nigeria, wo er über ein Jahrzehnt tätig war. Nach seiner Rückkehr nach Pakistan nahm er eine Lehrtätigkeit in der Binori Town Madrasah in Karāchī auf, wo er bis zu seinem Lebensende die Abteilung für Ḥadīth-Wissenschaften leitete.

    In seiner wissenschaftlichen Arbeit betonte Dr. al-Nuʿmānī die Bedeutung kritischen Denkens und der sorgfältigen Analyse primärer Quellen. Seine Forschung beinhaltete umfassende Studien klassischer Werke wie al-Dhahabīs al-Tārīkh al-Kabīr. Zu seinen Schriften zählt Al-Imām al-Bukhārī bayna al-Ifrāṭ wa al-Tafrīṭ, eine tiefgehende Analyse der Interpretationen von Ṣaḥīḥ al-Bukhārī.

    Er verstarb im Oktober 2020 und wurde auf dem Gelände der Universität von Karāchī beigesetzt. Trotz gesundheitlicher Einschränkungen in seinen letzten Jahren widmete er sich weiterhin mit großem Eifer dem Studium und setzte Hilfsmittel wie Vergrößerungsgläser ein, um seiner Leidenschaft für Wissen treu zu bleiben.

    Sein Vermächtnis umfasst nicht nur eine Vielzahl an Schülern, die seine Methodik und seinen kritischen Geist weitertragen, sondern auch bedeutende Beiträge zur islamischen Wissenschaft. Dr. al-Nuʿmānī verband akademische Exzellenz mit spiritueller Tiefe und einem Leben im Dienst der Gemeinschaft. Seine Arbeit bereichert bis heute die muslimische Gelehrsamkeit und dient als Inspiration für zukünftige Generationen.

  2. Ṣaḥīḥ al-Bukhārī
  3. Mishkāt al-Maṣābīḥ
  4. Jāmiʿ bayn al-ʿIlm wa’l-Faḍlihi, Mishkāt al-Maṣābīḥ
  5. Sunan al-Tirmidhī
  6. Kitāb al-Āthār
  7. Siyar Aʿlām al-Nubalāʾ
  8. Ḥilyat al-Awliyāʾ
  9. Ṭabaqāt Ibn Saʿd
  10. Tārīkh al-Islām
  11. Sunan Abī Dāwūd
  12. Musnad Imām Aḥmad
  13. Ikmāl al-Muʿallim
  14. Sharḥ al-Nawawī li-Ṣaḥīḥ Muslim, Zād al-Maʿād
  15. Siyar ‚alam an-Nubala
  16. Ṣaḥīḥ Muslim
  17. Mukhtaṣar Tārīkh Ibn ʿAsākir, Kanz al-ʿUmmāl
  18. Sīrah Ibn Hishām, Tārīkh al-Islām
  19. Musnad Imām Aḥmad, Musnad al-Ṭayālisī, Ṭabaqāt Ibn Saʿd
  20. Ṭabaqāt Ibn Saʿd, Sīrah Ibn Hishām
  21. Sīrah Ibn Hishām
  22. Ṭabaqāt Ibn Saʿd, Musnad al-Ṭayālisī
  23. Tadhkirat al-Ḥuffāẓ, Tārīkh al-Islām